Abdichtungs- und Abdeckungssysteme
Technisch auf höchstem Niveau.
Geologische Bedingungen
Das Deponiegelände liegt auf einer eiszeitlichen Endmoräne, die mehrheitlich aus bindigen Schichten besteht, die lokal gegeneinander verschoben sind. Darunter befindet sich eine bis zu 30 m dicke flächendeckende Schicht aus Geschiebemergel mit tonigem Schluff. Und darunter noch eine weitere, ähnlich mächtige Schicht gleichen Materials. Insgesamt eine nahezu undurchlässige Barriere und damit die ideale Voraussetzung für eine sichere Deponierung von Abfällen.
Doch auf die geologischen Bedingungen allein verlassen wir uns nicht. Seit 1987 wenden wir noch ergänzend das Prinzip der Kombinationsdichtung an. Eine jahrelange Untersuchungsserie des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) Mecklenburg-Vorpommern hat bestätigt, dass von der Deponie Ihlenberg keine Gefahr für die Umwelt und das Trinkwasser ausgeht.
In der Grafik sind die für die Deponie typischen Abdichtungsschichten und technischen Einrichtungen dargestellt.
Basisabdichtung
Bevor der erste Abfall auf der Deponie verbracht werden darf, muss die Deponiebasis nach gesetzlichen Vorgaben errichtet werden.
Jeder neue Deponieabschnitt wird zunächst mit schweren Erdbaugeräten an ein vorgegebenes Niveau angepasst. Die nach der Deponieverordnung vorgegebene geologische Barriere hat mindestens 5 Meter dick bei einem Durchlässigkeitsbeiwert von 1 · 10-9 m/s oder gleichwertig zu sein. Dies ist über geologische Erkundungen mittels entsprechenden Bohrungen, Sondierungen und Materialuntersuchungen nachzuweisen oder zwischen dem natürlich anstehenden Boden und dem Deponieabdichtungssystem aufzubauen.
Die darauf folgende mineralische Dichtungsschicht wird mit Raupen, Schaffuß- und Glattmantelwalzen gleichmäßig lagenweise eingebaut und verdichtet. Nach ihrer Fertigstellung besitzt die mineralische Dichtungsschicht eine Stärke von 0,5 Metern mit einem maximalen Durchlässigkeitsbeiwert von 5 · 10-10 m/s.
Ergänzt wird diese erste Abdichtungskomponente durch eine zweite Abdichtungskomponente, bestehend aus einer zertifizierten 2,5 mm starken und für diesen Einsatzzweck zugelassenen Kunststoffdichtungsbahn aus Polyethylen.
Diese Kunststoffdichtungsbahnen werden mit speziellen mobilen Schweißgeräten an den Stößen mittels Doppelnaht verschweißt. Der Einsatz dieser Dichtungsbahnen seit über 25 Jahren hat gezeigt, dass diese Abdichtungen eine sehr hohe Zuverlässigkeit aufweisen.
Auf dieser zweiten Abdichtungskomponente wird eine Drainageschicht zur Fassung und gezielten Ableitung des Sickerwassers aus dem Deponiekörper eingebaut.
Basisabdichtung – dachprofilartiger Aufbau gemäß dem Stand der Technik (DepV)
- 50 cm Sickerwasserdrainschicht mit Sickerwassersaugern
- Sandschutzmatte oder 15 cm mineralische Schutzschicht mit Schutzvlies oder gleichwertig
- 2,5 mm Kunststoffdichtungsbahn (HD-PE)
- 50 cm mineralische Dichtung
- Geologische bzw. technische Barriere
Wesentliches Element der Rekultivierung und Nachsorge eines Deponiestandortes ist nach Abschluss der Stilllegungsphase die Errichtung der endgültigen Oberflächenabdichtung auf dem Deponiekörper.
Entsprechend den Anforderungen der Deponieverordnung für eine Deponie der Deponieklasse III ergibt sich ein Aufbau bestehend aus (von unten nach oben):
- Eine mindestens 30 cm mächtige Gas-, Trag- und Ausgleichsschicht mit den funktionellen Aufgaben
- Egalisierung von Unebenheiten auf der Abfalloberkante,
- Sicherstellung der Tragfähigkeit für die darüber liegenden Abdichtungsschichten und
- Gaswegsamkeit mit Gasfassungselementen zur gezielten Gasableitung aus dem Deponiekörper. - Die 1. Abdichtungskomponente wird oftmals aus nahezu undurchlässigen mineralischen Materialien mit mindestens 50 cm Schichtstärke und einem Durchlässigkeitsbeiwert von maximal 5 · 10-10m/s hergestellt.
- Die 2. Abdichtungskomponente aus einem von der 1. Abdichtungskomponente abweichenden Material hergestellt, wie z. B. eine Kunststoffdichtungsbahn mit einer Mindeststärke von 2,5 mm wird mittels eines Dichtungskontrollsystems in ihrer Funktionsfähigkeit überwacht.
- Darüber schließt sich eine Entwässerungsschicht an, die dem gezielten Ableiten von Niederschlagswasser oberhalb der Abdichtungsschichten dient.
- Abgeschlossen wird der Aufbau der endgültigen Oberflächenabdichtung mit der sogenannten Rekultivierungsschicht. Diese dient als Untergrund für eine Begrünung der Fläche. Entsprechend der vorgesehenen Nutzung kann diese Schicht als technische Funktionsschicht ausgeführt werden.
Zum Einsatz kommende Geokunststoffe und dergleichen sind gemäß Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung zugelassen. Die Geeignetheit der mineralischen Baustoffe wird über sogenannte Eignungsbeurteilungen fachgutachterlich geprüft und überwacht.
Die Schichtendicken richten sich in den Mindestvorgaben an die gesetzlichen Vorschriften bzw. nach den Schutzerfordernissen der darunterliegenden Schichten. So kann das Gesamtpaket durchaus Stärken von 1,5 bis 3 m erreichen.
Zwischenabdeckung
Mit umfangreichen Abdeckmaßnahmen bereits verfüllter Deponieabschnitte erreichen wir am Standort Ihlenberg, dass Niederschläge in Form von Regen oder Schnee nicht in den Deponiekörper gelangen. Die sogenannte Infiltration wird somit vermieden. Die Niederschläge laufen auf der Zwischenabdeckung ab und werden als Oberflächenwasser in hierfür vorgesehenen Regenrückhaltebecken gesammelt. Von dort wird das Niederschlagswasser nach einer Sicherheitsbeprobung an den natürlichen Vorfluter abgegeben. Auf diese Weise wird das Sickerwasseraufkommen erheblich reduziert und der natürliche Wasserkreislauf aufrechterhalten.
Ein weiterer positiver Effekt, den wir am Standort Ihlenberg mit den Abdeckmaßnahmen des Deponiekörpers erzielen, ist die Minimierung von Geruchsemissionen durch Deponiegas. Auf einer abgedeckten Fläche von ca. 55 ha (Stand: Dezember 2018) bereits verfüllter Deponiebereiche wird die Gasmigration durch die Deponieoberfläche wirkungsvoll unterbunden. Auf diese Weise wird das Deponiegas ohne Emissionsverluste in den zahlreichen Gaserfassungsbrunnen mittels Unterdruck abgesaugt und über ein festes Leitungssystem in den Gassammelstationen zusammengeführt.
Alles in allem – eine Baumaßnahme mit 4-fachem Nutzen!
- Vermeidung von Gasmigration/Geruchsemission
- Vermeidung von Staubemissionen
- Aufrechterhaltung des natürlichen Wasserkreislaufes
- Minimierung des Sickerwasseraufkommens
Deponieabschnittstrennung mittels Multifunktionaler Abdichtung (MFA)
Das Ziel der Baumaßnahme „Multifunktionale Abdichtung (MFA)“ ist
- die bauliche Trennung der in der Stilllegungsphase befindlichen Deponieabschnitte (zusammengefasst DA 1) von dem aktuellen Verfüllbereich (DA 7),
- die Herstellung der endgültigen Oberflächenabdichtung (OFA) für Teilflächen der in der Stilllegungsphase befindlichen Deponieabschnitte
- sowie die Ergänzung der Basisabdichtung für einen Teilbereich des aktiven DA 7.
Damit werden die einzelnen Funktionen der MFA hinreichend beschrieben.
Schema der Funktionalität
Schichtenprofil der MFA
Die Errichtung der Multifunktionalen Abdichtung stellt ein technisch anspruchsvolles Bauwerk dar, mit dem zum Einen die endgültige Stilllegung des sogenannten Altbereiches der Deponie Ihlenberg begonnen hat und zum Anderen die Restverfüllkapazität des aktiv betriebenen Deponieabschnittes sichergestellt wird. Somit kann auch in Zukunft in Norddeutschland eine ausreichende Entsorgungskapazität für die Ablagerung von DK III-Abfällen auf dem aktuellen Stand der Technik sichergestellt werden.